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02.08.2012
Einst flossen große Wassermassen im Ladon-Tal
Perspektive [1] |
Am 27. April 2012 nahm die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebene hochauflösende Stereokamera HRSC auf der ESA-Raumsonde Mars Express einen Teil des Ladon-Tals auf. Die Bilder zeigen eine Region nördlich der Krater Holden und Eberswalde im südlichen Hochland des Mars.
Kontextkarte [2] |
Auf der Übersichtskarte sieht man deutlich, dass einmal beträchtliche Wassermassen aus südlicher Richtung sowohl über das Ladon Valles (Lat. für Tal), als auch direkt aus dem südlichen Hochland in ein altes, großes Einschlagsbecken geflossen sind. Am nordwestlichen Rand dieses alten Beckens befindet sich ein Doppelkrater, der auf den Bildern ebenfalls gut zu erkennen ist.
Sedimentablagerungen belegen Wasseraktivität
Farbkodiertes Höhenmodell [3] |
Westlich (oberhalb) dieser beiden, sich teilweise überlappenden Krater sind im Bildausschnitt kleinere Flusszuläufe im großen Einschlagsbecken zu sehen. Östlich (unterhalb) der Krater Sigli und Shambe liegt der Zulauf von Ladon Valles. Hier und an vereinzelten Stellen weiter nördlich sind helle Ablagerungen zu erkennen. Bei genauerer Betrachtung sind helle geschichtete Ablagerungen sichtbar. Untersuchungen deuten darauf hin, dass es sich hierbei unter anderem um Tonminerale handelt. Das Vorhandensein dieser Minerale lässt darauf schließen, dass in diesem Gebiet flüssiges Wasser über einen relativ langen Zeitraum auf der Marsoberfläche vorhanden war, wahrscheinlich in einem größeren stehenden Gewässer, wie einem See oder kleinen Binnenmeer. Im mittleren und rechten Bildausschnitt sind neben vereinzelten, kleineren Einschlagskratern auch ausgedehnte bogenförmige Bruchstrukturen zu erkennen. Sie entstanden vermutlich durch die Auflast und der damit verbundenen so genannten Kompaktion (dem Zusammenpressen) großer Sedimentmassen, die in dem Einschlagsbecken abgelagert wurden und dadurch Spannungen in der Kruste erzeugten.
RGB Farbbild [4] |
Die zusammenhängenden Krater Sigli (südlich) und Shambe (nördlich) sind vermutlich durch einen Doppeleinschlag nahezu gleichzeitig entstanden. Dieser Doppelkrater wurde ebenfalls teilweise mit Sedimenten gefüllt. Im Gegensatz zu dem größeren Einschlagsbecken hat der Krater viele Brüche, die vermutlich nicht durch tektonische Spannungen in der Marskruste verursacht wurden. Das Muster erinnert eher an Trockenrisse, allerdings in großem Maßstab, und könnte daher von einst feuchten Sedimentschichten herrühren, die im Laufe der Zeit trockneten und dadurch ihr Volumen verringerten und Dehnungsrisse entstanden ließen.
Bildverarbeitung und das HRSC-Experiment auf Mars Express
Rot-Cyan Anaglyphe [5] |
Die Aufnahmen mit der HRSC (High Resolution Stereo Camera) entstanden während Orbit 10.602 von Mars Express. Die Bildauflösung beträgt etwa 20 Meter pro Bildpunkt (Pixel). Die Abbildungen zeigen hiervon einen Ausschnitt bei 18 Grad südlicher Breite und 329 Grad östlicher Länge.
Die Farbansicht wurde aus dem senkrecht auf die Marsoberfläche gerichteten Nadirkanal und den Farbkanälen der HRSC erstellt; die perspektivischen Schrägansichten wurden aus den Stereokanälen der HRSC berechnet. Das Anaglyphenbild, das bei Betrachtung mit einer rot-blau- oder rot-grün-Brille einen dreidimensionalen Eindruck der Landschaft vermittelt, wurde aus dem Nadirkanal und einem Stereokanal abgeleitet. Die in Regenbogenfarben kodierte Draufsicht beruht auf einem digitalen Geländemodell der Region, von dem sich die Topographie der Landschaft ableiten lässt.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator (PI) Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin), der auch die technische Konzeption der hochauflösenden Stereokamera entworfen hatte, geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 40 Co-Investigatoren aus 33 Institutionen und zehn Nationen. Die Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter der Leitung des PI entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Sie wird vom DLR -Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben. Die systematische Prozessierung der Daten erfolgt am DLR. Die Darstellungen wurden vom Institut für Geologische Wissenschaften der FU Berlin erstellt.
Download
hochaufgelöste Bilddaten / high resolution image data
Kontextkarte [2]: |
Farbkodiertes Höhenmodell [3]: |
RGB Farbbild [4]: |
Perspektive [1]: |
Perspektive #2 [6]: |
Rot-Cyan Anaglyphe [5]: |
© Copyright: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)